Das Hotel und die Medien

Worauf Hoteliers im Umgang mit Medien achten sollten. 15 Fragen an Hans R. Amrein, Chefredakteur des Schweizer Magazins „Hotelier“, zu Presse, Journalisten, Medienreisen, Pressemitteilungen und Public Relations in der Hotellerie.

Welche Inhalte eignen sich für eine Presse- oder Medienmitteilung?
Grundsätzlich alle Aktualitäten, Ereignisse und Informationen (News), die von öffentlicher Relevanz sind. Beispiele: Jubiläen, Führungswechsel, Spezialitätenwochen im Bereich Food & Beverage, Umbauprojekte (neue Zimmer, Bäder usw.), Aktionswochen, Spezialangebote.

Was muss eine Medienmitteilung beinhalten, damit sie von den Medien abgedruckt wird?
Eine klare Botschaft! Und diese Botschaft muss in einfacher, transparenter und verständlicher Sprache übermittelt werden. Sofort auf den Punkt kommen, dem Journalisten bereits im Titel sagen, was der „Aufhänger“ der Story und was der Grund der Medienmitteilung ist. Keine Floskeln, keine Wertungen! Sachlich formulieren, aktive Verben verwenden! Zurückhaltung bei der Verwendung von Adjektiven! Kurze, prägnante Sätze formulieren! Meinungen und subjektive Inhalte immer einer Person zuordnen – und die Quelle muss ersichtlich sein. Motto: Wer sagt was? Am Schluss der Mitteilung: Kontaktadresse (Kontaktperson, Mail, direkte Telefonnummer) für weitere Informationen.

Wie kann sich eine Pressemeldung abheben von der Flut von Mitteilungen, die einer Redaktion täglich zugeschickt werden?
Indem man, wie oben erwähnt, eine klare Botschaft vermittelt – eine sogenannte „News“. Diese „News“ muss für die angesprochene Zielgruppe (Leser, Nutzer) relevant oder von Interesse sein.

Medienmitteilungen sollen sachlich formuliert werden. Gibt es trotzdem eine Möglichkeit, den Text emotionaler zu formulieren?
Man sollte klar unterscheiden zwischen Information und Emotion. Emotionalität entsteht zwangsläufig, wenn die Information spannend und menschlich geprägt ist. Aber grundsätzlich haben Emotionen in „News“ nichts zu suchen.

Welche Anforderungen müssen Pressebilder erfüllen?
Pressebilder sollten wenn möglich immer von professionellen Fotografen produziert werden. Und Profis wissen, auf was sie achten müssen: klare Bildsprache, passende Inszenierung der abgebildeten Personen oder Szenen, hohe Auflösung (300 dpi), Schärfe, gutes Licht usw. Grundsatz: Gute Bilder lohnen sich! Denn wir leben in einer visuellen Welt. Oft werden vor allem Bilder und nicht Texte abgedruckt.

Bevorzugen die Medien Bilder mit oder ohne Menschen?
Geht es um die Sanierung von Hotelzimmern oder um eine neue Rezeption, sollte man die neuen Zimmer oder eben die neue Rezeption zeigen. Geht es um Menschen (neuer Küchenchef, neuer Direktor), zeigt man logischerweise diese Menschen. Dabei ist wichtig, dass Menschenbilder inszeniert werden (Akteure schauen in die Kamera). Grundsatz: Bilder von Menschen sind beliebter als reine Sachaufnahmen.

Braucht jedes Hotel einen Presse- oder Medienbereich auf seiner Webseite?
Ja, denn wir leben in einer Medien- und Informationswelt. Dies gilt auch für eher kleine Privathotels. Der Hotelier muss davon ausgehen, dass plötzlich ein Journalist seine Webseite besucht …

Was gehört in den Medienbereich auf der Webseite und welche Anforderungen muss dieser erfüllen?
Alle aktuellen Pressemitteilungen, dazu hoch aufgelöste Bilder des Hauses: Zimmer, Bad, Lobby, Restaurant, Gebäudeaufnahme, Spa usw. – und ganz wichtig: Bilder des Hoteliers oder Gastgebers. Unser Tipp: die Bilder frei verfügbar machen (kein Benutzername, kein Passwort). Jeder Medienvertreter soll die Bilder problemlos und in hoher Auflösung herunterladen können. Weitere wichtige Elemente auf der Webseite: Hintergrundinformationen zum Hotel (Geschichte, Chronologie, Porträt des Hoteliers, Informationen über Spezialitäten des Hotels usw.). Diese Informationen sollten journalistisch-professionell aufbereitet sein (siehe Kasten). Zudem sollte im Medienbereich eine Kontaktperson (Medienverantwortlicher) erwähnt sein. In der Regel ist das der Hotelier oder General Manager, eine externe PR- oder Medienagentur oder evtl. der interne PR- und/oder Marketingverantwortliche.

Lohnt sich die Organisation von Pressereisen und in welchem Fall sind diese angebracht?
Pressereisen ja, aber individuell. Journalisten sind Individualisten und reisen in der Regel nicht gerne in Gruppen. Der Journalist soll das Hotel dann besuchen, wenn es ihm passt. Fixiert man hingegen ein bestimmtes Datum für eine Gruppenpressereise, läuft man Gefahr, dass die Hälfte oder mehr der eingeladenen Medien absagt, weil das Datum nicht passt. Und noch etwas: großzügig sein! Der Journalist soll, sofern gewünscht, mit seiner Partnerin oder Frau anreisen – bzw. die Journalistin mit ihrem Partner oder Mann. Klar, dass das Hotel auch die Kosten des Partners übernimmt. Will der Medienvertreter eine Nacht länger im Hotel verweilen – kein Problem! Und noch etwas: Der Journalist ist Gast, deshalb auch Getränke, Essen, Zwischenverpflegung, Spa-Behandlungen usw. offerieren. Der Aufwand lohnt sich, denn eine gute Medienstory ist viel mehr wert als eine teure Anzeige oder Werbekampagne!

Wie kann die Seriosität von Journalisten geprüft werden und wie unterscheidet man professionelle Medienschaffende von Profiteuren?
Ganz einfach: nur bekannte und seriöse Medien (Redaktionen) einladen – oder freie Journalisten/Autoren, die man persönlich kennt. Meldet sich ein unbekannter Journalist mit der Absicht, eine Story über das Haus zu schreiben, dann immer die jeweilige Redaktion kontaktieren und nachfragen: Arbeitet der Mann oder die Frau wirklich für das erwähnte Medium? Hat er oder sie einen Auftrag?

Wie sieht der ideale Presseverteiler aus?
Fachmedien haben völlig andere Informationsbedürfnisse als Publikumsmedien. Deshalb gilt der Grundsatz: Fachinformationen nur an die Fachmedien und Publikumsgeschichten nur an die Publikumsmedien geben. Andererseits gibt es „News“, die beide Gruppen interessieren. Beispiele: „Das Hotel X baut für 20 Millionen eine neue Wellnessanlage“ oder „Der Küchenchef wird von Michelin mit einem zweiten Stern ausgezeichnet“. Tritt hingegen ein neuer F&B-Manager sein Amt an, interessiert das nur die Fachmedien. Im Zentrum steht immer die Frage: Wen will ich mit meiner „News“ ansprechen: den Endverbraucher (Gast), die Wirtschaftszeitung (wirtschaftliche Kennzahlen) oder die Lokalzeitung (regionale Aktivitäten)?

In welchem Fall macht die Zusammenarbeit mit einer PR-Agentur Sinn?
Wenn sich im Hotel niemand um PR- und Pressearbeit kümmern kann oder wenn das entsprechende Know-how fehlt, sollte man in jedem Fall eine PR-Agentur oder einen PR-Profi kontaktieren, denn gute, professionelle PR- und Medienarbeit ist Gold wert. Eine gute, glaubwürdige und professionell aufbereitete PR/Presse-Geschichte bringt dem Hotel mehr als 1000 Inserate!

Wer ist in einem Hotel im Idealfall für den PR-Bereich zuständig?
In kleinen, familiär geführten Häusern ist es immer der Hotelier (Pächter, Inhaber, General Manager). Er ist die Stimme des Hauses! Pressearbeit ist grundsätzlich Chefsache. In großen Hotels beschäftigt man in der Regel einen PR-Verantwortlichen. Ansonsten ist die PR vorzugsweise beim Marketing anzusiedeln.

Gibt es aktuell einen Trend in der Hotellerie, worüber die Medien besonders gerne schreiben?
Geschichten um und mit Menschen sind immer beliebt. Die Medien haben völlig unterschiedliche Bedürfnisse, deshalb sollte die Information auch auf die einzelnen Medien abgestimmt sein. Beispiele: die Boulevardzeitung interessiert sich vor allem für Prominenz und Klatsch, sofern darüber berichtet werden kann/darf. Die Lokalzeitung will Geschichten und Infos aus dem unmittelbaren, regionalen Bereich des Hotels, das Wirtschaftsmagazin druckt am liebsten Themen rund um Finanzen, Investoren usw. Deshalb sollte man immer die Zielgruppe festlegen, bevor man eine Medienmitteilung verfasst und verschickt.

Was sollte man in Bezug auf die Medien tun, wenn das Hotel für negativen Gesprächsstoff sorgt (schlechte Finanzzahlen, Kündigungen usw.)?
Erstens: Was soll öffentlich kommuniziert werden? Was soll unter keinen Umständen öffentlich gemacht werden? Welche Medien sollen darüber berichten? Welche Informationsform eignet sich am besten (z.B. Medienmitteilung, Pressekonferenz)? Grundsätzlich: offen und ehrlich informieren – das „Kind“ beim Namen nennen, für Transparenz sorgen, denn nur so ist und bleibt man glaubwürdig. Und Glaubwürdigkeit ist das oberste Ziel einer guten, professionellen Medienarbeit.