Grüne Hotels und nachhaltiges Urlauben

Grünes Urlauben liegt im Trend. Doch wie kann ich als Hotel oder Resort den neuen Ansprüchen meiner Gäste gerecht werden? Der Schritt zu einem nachhaltigen Hotel ist zwar mit Aufwand verbunden – ist diesen aber wert. So entsteht nicht nur ein starker Wettbewerbsvorteil, sondern es lassen sich auch Kosten sparen und völlig neue Zielgruppen erschließen.

ErholungsOasen – aber grün bitte

Urlaub ist heutzutage nicht gleich Urlaub. Immer mehr Hotels und Resorts haben begonnen, ökofreundlich zu bauen, nachhaltige Technologien zu verwenden, Bio- und Fairtrade-Produkte anzubieten, ein nachhaltiges Energie-, Wasser- und Abfallmanagement einzuführen, die Natur und Wildnis, die sie umgibt, in ihre Philosophie einzubeziehen und wahre Oasen für Körper und Seele zu schaffen.

Das gute gewissen

In Zeiten, wo die Konkurrenz zwischen Hotels immer größer geworden ist und ab einer gewissen Kategorie und Ausstattung die Unterscheidungsmerkmale immer geringer werden, zählen neben dem Wohlfühlfaktor, der maßgeblich von Architektur und Interieur abhängt, kundenorientiertem Service und dem Preis mittlerweile auch andere Kriterien. Das Wichtigste: ein gutes Gewissen.

Immer mehr Reisende – Urlauber ebenso wie zunehmend auch Geschäftsreisende – legen Wert auf Nachhaltigkeit, Umwelt- und Ressourcenschonung, wenn sie ihre Entscheidung für ein Hotel treffen. In Zeiten von Klimawandel, Chemikalien und Schadstoffen in unseren Produkten – vom Kinderspielzeug bis zum Essen -, Feinstaub- und CO2-Belastungen und einer Zunahme von Allergien und Umweltkrankheiten sehnen sich immer mehr Menschen besonders im Urlaub nach Unbeschwertheit. Nachhaltiger Tourismus heißt für die Gäste nicht Verzicht, sondern die bewusste Wahrnehmung ihrer Reise bzw. ihres Urlaubs und einen hohen Komfort ohne schlechtes Gewissen.

Die neue Zielgruppe: 50 Millionen potenzielle Gäste aus Europa

Die LOHAS-Generation („Lifestyles of Health ans Sustainability“) war die Erste, für die Nachhaltigkeit zum Kriterium wurde. Diesen an Umwelt, innovativer Technik, Gesundheit und einem grünen, nachhaltigen Lifestyle interessierten Powerkonsumenten mit meist überdurchschnittlichem Einkommen ist ein bewusstes, wertbasiertes Leben und ein ebensolche Konsumstil wichtig. Ethik gehört neben Qualität zu ihrer Markenorientierung. Ihre balancierte Lebensweise ist nicht von Verzicht, sondern von der Überzeugung geprägt, dass bessere Ideen, intelligente Technologien und aktiver Gemeinsinn die Voraussetzungen für ein nachhaltiges Leben sind. Eine spannende Zielgruppe für jeden Hotel.

Der Grüne Boom in der Hotellerie kommt. unweigerlich.

In den nächsten Jahren werden grüne Hotels und Resorts einen regelrechten Boom erleben. Nicht immer ist die Vision, etwas verändern zu wollen, die treibende kraft. Oft ist es auch das Ergebnis einer sachlich-nüchternen Analyse, um in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben zu können.

Die Anwendung von nachhaltigem Tourismus für Destinationen bringt viele Vorteile mit sich. Nicht nur der Imagegewinn in der Tourismusbranche und bei den Gästen durch die eingenommene Pionier-Rolle spricht für dieses Konzept. Auch die neuen Chancen der Positionierung im (inter-) nationalen Wettbewerb oder die Steigerung des Potenzials in den Zielgruppen sind eindeutige Pulsfaktoren.

Nachhaltige Tourismusbetriebe verwenden erneuerbare Energien, recyclen, haben ein effizientes Wasser- und Abfallmanagement, bieten umweltfreundliche Anreisemöglichkeiten und fördern durch die regionale Beschaffung und möglichst lokales Personal eine langfristige Erhaltung der Betriebe und der Natur in der Umgebung.

Kostensenkung um bis zu 10%

Alleine durch simple Verhaltensänderungen lassen sich die allgemeinen Kosten eines Hotels bis zu 10% senken. Regelmäßige Schulungen sowie Weiterbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter sollen Anregungen schaffen und eine angenehme, zukunftsorientierte Arbeitsatmosphäre bieten. Die nachhaltige Unternehmenskultur des Hotels sollte aktiv an die Mitarbeiter weitergeben werden. Das ist ganz wichtig. Denn erst, wenn auch die Mitarbeiter nachhaltig denken und handeln, kann das Hotel zu einem funktionierenden Ganzen werden.

So gelingt´s

Ökologische Hotellerie inkludiert zahlreiche Faktoren: die Schonung von Ressourcen, effiziente Abfall-, Energie- und Wassermanagementsysteme, möglichst geringe CO2-Emmissionen und minimale Eingriffe in die Umwelt. Durch neue Technologien lassen sich Wasser und Strom sparen. Neben Duschköpfen, die durch Luftanreicherung den Wasserverbrauch reduzieren, gibt es Toilettenspülungen, die weniger Wasser verbrauchen als alle handelsüblichen Modelle. Mit LED-Lampen lassen sich im Vergleich zu herkömmlichen Energiesparlampen nochmals mittel- und langfristig Kosten sparen. Heizkosten können ebenso reguliert und gesenkt werden, indem die Heizung in Hotels nur zu Stoßzeiten stark aufgedreht wird und zu weniger belebten Tageszeiten (zum Beispiel am Nachmittag oder in der Nacht) allgemein gesenkt wird.

Effektive Maßnahmen müssen nicht immer kompliziert sein. Das fängt bei der täglichen Reinigung des Hotels an, bei der ökologische Putzmittel und Bio-Waschmittel verwendet werden sollten, und geht bis zur Entscheidung über täglichen Bettwäsche- und Handtuchwechsel, der den Gästen überlassen wird. Bei den Speisen sollte Bioprodukten der Vorzug gegeben werden. Auf jeden Fall sollte es auch Optionen für Vegetarier und Veganer geben. Ein Hotel kann alleine mit der Minimierung des Papierverbrauches und Verwendung von recyceltem Papier bzw. FSC-Papier aus nachhaltigem Anbau bereits einen ersten Schritt zur Schonung der Umwelt beitragen.

Immer mehr nachhaltige Hotels stellen ihren Gästen alternative Transportmittel zur Verfügung: E- und Hybridautos, Elektro-Roller, Räder und Shuttle Services erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Wie erkenne ich ein nachhaltiges Hotel?

Viele nachhaltige Hotels sind auf erstem Blick durch Zertifizierungen zu erkennen. Einige Beispiele dafür:

Das Europäisches Umweltzeichen (EU Ecolabel)

… steht für ökologische Leistungen, Umweltschutz und Qualitätsverbesserung.

Tourcert

… prüft alle zwei bis drei Jahre Tourismusbetriebe auf alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit: ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Die Betriebe sind unter anderem verpflichtet, einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht zu verfassen sowie laufend Verbesserungsprogramme vorzulegen.

Green Globe Certification

Ein internationales Zertifikat, das nicht nur für Hotels, sondern auch für die gesamte Tourismusindustrie – von Reiseveranstaltern bis Kongresszentren – gilt. Um das Zertifikat zu erhalten, muss das Hotel vor allem ökologische, soziale und kulturelle Kriterien erfüllen.

The Green Key

Der „Grüne Schlüssel“ ist ein weiteres internationales Zertifikat, das vor allem Hotels, Campingplätzen uns Attraktionen verliehen wird. Umweltbewusstsein und Ressourcenschonung sind die Hauptkriterien.

Der Blaue Engel

… ist die älteste umweltschutzbezogene Zertifizierung der Welt für Dienstleistungen, aber auch für Produkte. Die Zertifizierung legt vor allem Transparenz des Betriebes voraus, aber auch umweltfreundliche Entwicklungen werden herausgehoben.

Kleine veränderungen mit großer Wirkung

Viele Hotels staunen, wie einfach oft Veränderungen hin zu einem nachhaltigen, umweltbewussten Wirtschaften sind. Man muss nicht sein Hotel völlig umbauen, alleine durch klares Umweltmanagement lässt sich sehr viel verändern.

TEXT/ Georg Kindel
FOTO/ Marigna Roth auf Unsplash